Unsere liebe Kollegin Edith
Eichwalder, hat bei der Verabschiedung unserer Seniorchefin, in ganz
berührender Weise Rückblick auf ihr Leben gehalten. Wir möchten Ihnen diese liebevollen
Worte nicht vorenthalten:
Liebe Trauerfamilie,
Firmenkollegen, werte Trauergemeinde!
Im Namen der Trauerfamilie
darf ich Rückblick halten auf das Leben unserer Seniorchefin, Frau Hermine
Zechmeister.
Symbolisch schlagen wir nun das
Buch ihres Lebens auf:
Es beginnt mit der Geburt am
23.9.1930 in Dorna, Gemeinde Messern im Waldviertel. Nach zwei älteren Brüdern
war sie das jüngste Kind ihrer Eltern Anna und Rudolf Willinger. Diese
betrieben eine Landwirtschaft, wo sie von Kindheit an schon fleißig mitgeholfen
hat. Bei einer Tanzveranstaltung lernte
sie ihren späteren Mann Erwin Zechmeister, einen Steinmetz, kennen und lieben. Bereits
im Jahr 1954 haben sie geheiratet.
Ein neues Kapitel im Leben
von Frau Zechmeister hatte begonnen: sie übersiedelten vom Waldviertel ins
Weinviertel nach Hollabrunn, wo ihr Mann beruflich größere Chancen sah. Mit
Fleiß und Mut schafften sie es gemeinsam im Jahr 1960 eine eigene Steinmetzfirma
zu gründen. Im selben Jahr wurde ihr Sohn Erwin geboren. Fünf Jahre später war
das Glück perfekt als Tochter Eva das Licht der Welt erblickte.
Als Mutter und Chefin war sie
rund um die Uhr beschäftigt. Ihre
äußerst fleißige Mithilfe im Betrieb und ihre Unterstützung durch ihre
Sparsamkeit, Aufmerksamkeit und ihr offenes Wesen machten einen beträchtlichen
Teil des immer erfolgreicher werdenden Unternehmens aus. Damals war es noch
üblich, dass für die Arbeiter, die teilweise sogar in der Firma gewohnt hatten,
gekocht wurde.
Sie war vielerlei in einer Person:
Ehefrau, Mutter, Chefin, Finanzminister, Köchin, Putzfrau - die erste auf, die
letzte im Bett. Sie selbst sagte einmal: ich war ein richtiges Arbeitstier –
sie hat wahrlich als Frau ihren Mann gestanden- keine Arbeit gescheut.
Dennoch hatte sie nie ihren
Humor verloren – gesellschaftlich war sie sehr aktiv, sie liebte es auf Bälle
zu gehen, dort mit ihrem Mann Walzer zu tanzen. Deshalb wird später beim Grab
ihre geliebte Walzermusik erklingen. In ihrem Herzen war sie eine religiöse
Frau, der Glaube war ihr wichtig und eine Teilnahme am Pfarrleben ebenso. Bald kannte sie jeder in Hollabrunn und auch
über die Stadtgrenzen hinaus war sie bekannt.
Bewundernswert fand ich
stets ihr Erscheinungsbild, wenn sie zum Einkaufen unterwegs war oder in ihr
geliebtes Kaffeehaus fuhr, war sie stets adrett gekleidet, sie legte auf schöne
Kleidung großen Wert und trug gerne ihren Schmuck. Trotz vieler Arbeit fand sie
immer Zeit für den Friseurbesuch.
Wenn man sie beschreiben
will dann vielleicht so: sie war nicht zu überhören, nicht zu übersehen, sie
war ein Familienmensch, hilfsbereit, arbeitssam, sparsam, Verschwendung war ihr
ein Gräuel, ordnungsliebend, resolut, sie hielt das Geld zusammen, unverblümt,
redselig, robust und ein herzensguter Mensch.
In einem weiteren Kapitel
des Lebensbuches erfahren wir von ihrer besonderen Freude: durch die Geburt
ihrer beiden Enkeltöchter Charlotte und Sara. Als Großmutter war sie
unschlagbar! Sie war immer und jederzeit zur Stelle. Und ihre Großmutterrolle
wurde bald ganz besonders gebraucht.
Denn im nächten
Lebenskapitel gab es sehr traurige und einschneidende Erlebnisse zu bewältigen.
Im Jahr 2000 der tragische Unfalltod ihres Schwiegersohnes und Vater ihrer
Enkelkinder Herr Ernst Knapp. Zwei Jahre später dann der plötzliche und
unerwartete Tod ihres Ehemannes. Nunmehr als Witwe widmete
sie sich noch mehr der Familie und als Seniorchefin der Firma, die in der
Zwischenzeit zu ihrer Freude vom Sohn erfolgreich weitergeführt wurde. Sie
liebte es unabhängig zu sein, fuhr immer schon mit dem Auto und tat dies bis
ins hohe Alter. Bald machte sich auch bei ihr die lebenslange körperliche
Belastung bemerkbar und sie bekam gesundheitliche Probleme: Hüftoperationen
waren notwendig.
Und so kommen wir zu ihrem
äußerst beschwerlichen und herausforderndsten Kapitel: Körperlicher Verschleiß
und auch geistige Beeinträchtigung führten Anfang 2014 zur Übersiedelung in das
Pflegeheim in Hollabrunn. Auch dort wurde sie von ihren Kindern mit betreut. Besonders aber wurde sie liebevollst und
intensiv von ihrer Tochter Eva umsorgt. Auch die Enkeltöchter waren mit eingebunden
und besuchten ihre Omi sooft es ging. Schön langsam gingen ihre Kräfte zu Ende
und sie fand Erlösung: am 11. Jänner 2017 schloss sie für immer ihre Augen.
Ihre Lebensarbeit auf Erden war getan.
Aber möglicherweise sorgt
sie jetzt schon im Himmel für Ordnung, ermahnt zur Sparsamkeit und unterhält im
Kaffeehaus ihre Freundinnen.
Liebe Seniorchefin, als unsere
Firmengründerin haben wir Ihnen viel zu verdanken, und auch die Familie gedenkt
ihnen in liebevoller Dankbarkeit. Wir tragen Sie weiter in unserer Erinnerung
und in unseren Herzen. - Damit schließen wir das Lebensbuch.
Du hast gesorgt, du hast
geschafft
Gar manchmal über deine
Kraft
Nun ruhe aus du gutes Herz
Die Zeit wird lindern unsern
Schmerz.
Ruhe
in Frieden - Frau Hermine Zechmeister!

